53 Banken im Vergleich jetzt Kreditanfrage stellen

Tipps für den Gebrauchtwagenkauf: So erkennen Sie die „Guten“

Gebrauchtwagen sind oft eine preiswerte Alternative zum Neuwagen, Grundkenntnisse sind beim Kauf aber unbedingt hilfreich. Wir zeigen Ihnen, worauf Sie beim neuen „Alten“ achten müssen, damit es keine bösen Überraschungen gibt.

Ein Auto mit gewissem Unsicherheitsfaktor

Gebrauchtwagen finden Sie häufig zu einem Bruchteil des Preises, den das gleiche Modell im Neuzustand kosten würde. Der Kauf eines gebrauchten Autos hat allerdings auch einen Haken: Sie wissen nie genau, wie der oder die Vorbesitzer damit umgegangen ist.

das 4 Augenprinzip bei Gebrauchtwagenkauf
das 4 Augenprinzip bei Gebrauchtwagenkauf

Es bleibt also manchmal eine gewisse Unsicherheit. Damit Sie beim Gebrauchtwagenkauf trotzdem ein gutes Gefühl haben können, sind einige Aspekte zu beachten. Dafür brauchen Sie nicht einmal zwingend besondere Fachkenntnisse.

Ein realistischer Kaufpreis

Wer sich für einen Gebrauchtwagen entscheidet, möchte meistens den teuren Neuwagenkauf vermeiden – und ein bisschen Geld sparen. Trotzdem haben natürlich auch gebrauchte Fahrzeuge noch ihren Wert. Der ist von verschiedenen Faktoren abhängig:

  • Marke
  • Modell
  • Kilometerstand
  • Alter
  • Motor und Motorleistung
  • Ausstattung (also Extras, spezielle Lackierung etc.)

Damit sind nur die wichtigsten Kriterien genannt, aber schon daran lässt sich erkennen, dass auch bei den Kaufpreisen große Unterschiede auftauchen können.

Machen Sie sich also am besten vorher ein Bild von den möglichen Ausgaben. Im Idealfall haben Sie schon ein bestimmtes Modell im Auge – das macht den Preisvergleich einfacher.

Um einen Überblick über die Preislandschaft zu bekommen, haben Sie inzwischen mehrere Möglichkeiten:

  1. Gebrauchtwagenportale. Hier können Sie das Angebot etwa nach Modell, Motor und Kilometerstand filtern. Damit erhalten Sie eine ungefähre Preisspanne, mit der Sie kalkulieren können.
  2. Liegen Ihnen konkrete Fahrzeugdaten (etwa aus einer Annonce) vor, können Sie diese in eines der vielen kostenlosen Online-Tools zur Wertermittlung (zum Beispiel von der DEKRA) eingeben. Auch so erhalten Sie einen Anhaltspunkt zum Preis Ihres Wunschautos.
  3. Fragen Sie in Foren oder Social-Media-Gruppen um Hilfe, wenn Sie bei einem Fahrzeugpreis unsicher sind.

Auf dieser Grundlage können Sie zumindest schon einmal einschätzen, ob sich der aufgerufene Preis für ein Fahrzeug in einem vernünftigen Rahmen bewegt – oder ob hier eindeutig zu viel verlangt wird.

Eine vertrauenerweckende Anzeige

Vor allen Dingen online lassen sich Fahrzeuge heute schnell und unkompliziert weiterverkaufen. Das heißt leider nicht, dass potenzielle Käufer immer die Informationen bekommen, die sie auch benötigen. Folgende Kriterien sollte eine seriöse Anzeige deshalb erfüllen:

  • Es gibt scharfe, helle Fotos von allen Fahrzeugseiten. Optimal sind außerdem Aufnahmen von Koffer-, Fahrgast- und Innenraum.
  • Die technischen Daten sind vollständig (hier kann es je nach Verkaufs- und Angebotsplattform allerdings Unterschiede beim Umfang geben) angegeben.
  • Die Beschreibung ist sachlich und verzichtet auf unangebrachte Superlative.
  • Scheckheft und andere wichtige Dokumente sind laut Anzeige vorhanden.

Finden Sie das Auto interessant, sind aber mit den gelieferten Informationen unzufrieden – dann fragen Sie einfach beim Verkäufer nach. Ausweichende Antworten oder der spürbare Unwille, überhaupt auf Ihre Fragen zu antworten, sollten Sie alarmieren. Eventuell ist dann besser, nach einem anderen Angebot zu schauen.

Vorsicht vor Verkauf "im Auftrag"
Vorsicht vor Verkauf „im Auftrag“

Ein vertrauenswürdiger Verkäufer

Fast so wichtig wie das Auto ist beim Gebrauchtwagenkauf dessen Verkäufer. Einen ersten Eindruck davon konnten Sie vielleicht schon bei der Terminabsprache für eine Besichtigung erhalten.


Spätestens dann können Sie erkennen, ob der Verkäufer es gut mit Ihnen meint: Spricht er offen über Vorschäden und Mängel, ist das ein Pluspunkt für seine Seriosität. Er beantwortet Ihre Fragen sachgemäß und ohne Floskeln. Er bietet Ihnen ausreichend Möglichkeit, das Auto zu besichtigen und Probe zu fahren.

Versicherung bei Probefahrt
Versicherung bei Probefahrt

Zu keinem Zeitpunkt setzt Sie der Verkäufer unter Druck, um Sie zu einem schnellen Verkauf zu drängen. Offenheit und Transparenz sind beim Autokauf enorm wichtig, umso mehr bei einem Gebrauchtfahrzeug. Dafür braucht es tatsächlich keine technischen Kenntnisse, sondern in erster Linie etwas Menschenkenntnis.

Nachweise über Wartung, Reparatur und Pflege

Ein wichtiges Kriterium, um bei einem Gebrauchtwagen einen Eindruck von dessen Zustand zu bekommen: Die Nachweise darüber, was in puncto Wartung, Reparatur und Pflege gemacht wurde, sind vollständig vorhanden. Gerade bei älteren Fahrzeugen ist das unter Umständen nicht mehr der Fall – hier stellt sich aber die Frage, was Sie von einem solchen Auto mit hohem Alter und viel Laufleistung überhaupt noch erwarten können.

Da umgekehrt jüngere Gebrauchtfahrzeuge oft immer noch recht teuer sind, sollten die entsprechenden Dokumente wenigstens belegen, dass der technische Zustand in Ordnung ist. Folgende Aspekte sollten Sie dabei beachten:

  • Das Scheckheft ist lückenlos gefüllt, bei „scheckheftgepflegten“ Autos dürfen Sie das erwarten.
  • Die Einträge im Scheckheft stammen entweder von einer Markenwerkstatt oder von einer Fachwerkstatt – im besten Fall war immer dieselbe Werkstatt verantwortlich.
  • Es gibt Unterlagen über zurückliegende Haupt- und Abgasuntersuchungen, eventuell sogar sogar Rechnungen von Wartungsarbeiten und etwaigen Reparaturen.

Im Motorraum sind Wartungsaufkleber zu finden (unter anderem für Zahnriemen, Bremsflüssigkeit, Ölwechsel). Vergleichen Sie die dort angegebenen Daten und Kilometerstände mit denen des Scheckheftes.

Unfallspuren am Gebrauchtwagen

Laut Bundesgerichtshof sind selbst kleinste Blechschäden kein Bagatellschaden mehr – ein Auto mit solchen Beschädigungen ist deshalb immer ein Unfallfahrzeug.

Das heißt allerdings nicht, dass dieser Umstand auch wirklich immer angegeben ist. Tatsächlich ist es durchaus möglich, dass bei einem solchen Unfallwagen Schäden bewusst kaschiert wurden.

Wie man sich am Unfallort richtig zu verhalten hat, haben wir Ihnen in unserem Fachbeitrag „Was tun wenns kracht“ zusammengefasst.

Nutzen Sie die Besichtigung daher für eine eingehende Überprüfung. Wurde das angebotene Fahrzeug beispielsweise vorher nicht gewaschen, kann das schon ein Anzeichen dafür sein, dass an der Karosserie-Oberfläche Mängel bestehen. Worauf Sie daher unbedingt achten sollten:

  • Die Abstände (Spaltmaße) von Türen, Kotflügeln, Motorhaube usw. untereinander sind am ganzen Fahrzeug gleich. Durch einen Unfall verziehen sich die Einzelteile aber möglicherweise.
  • Leichte Veränderungen des Farbtons sind womöglich ein Hinweis auf eine Nachlackierung und damit auf einen früheren Schaden. Dass sehr knallige Farbtöne etwas ausbleichen mit der Zeit, ist hingegen normal.
  • Mit einem Karosserie-Magneten können Sie überprüfen, ob das Fahrzeug stellen mit Nachlackierungen oder darunterliegender Spachtelmasse aufweist – der Magnet hält nämlich nur auf Blech.

Wichtig: Bei Fahrzeugen mit jüngerem Baujahr können Teile der Karosserie aus nichtmagnetischen Materialien bestehen.

  • „Knautschspuren“ oder rissiger/abgeplatzter Lack im Motorraum oder dem Kofferraum können ebenfalls auf einen Unfall hindeuten. Das gilt auch für Spuren von „Farbnebel“ – die entstehen nur beim Nachlackieren von Hand.

Sprechen Sie den Verkäufer an, wenn Sie rostige Stellen, Dellen oder Kratzer entdecken. Die sind für ein Gebrauchtfahrzeug zwar nicht ganz unüblich. Trotzdem sollte der Verkäufer Ihnen zur Entstehung Auskunft geben können.

Schon kleine Beschädigungen machen ein Auto zum Unfallfahrzeug.
Schon kleine Beschädigungen machen ein Auto zum Unfallfahrzeug.

Ein „trockendes“ Auto

Es gibt an einem Auto, neben dem Kraftstoff, fünf Betriebsflüssigkeiten:

  1. Kühlflüssigkeit
  2. Motoröl
  3. Getriebeöl
  4. Bremsflüssigkeit
  5. Wischwasser

Obwohl sie unterschiedliche Aufgabenbereiche haben, gibt es eine Gemeinsamkeit – sie dürfen nirgendwo lecken. Zwei Bereiche sind dabei besonders kritisch:

  1. Achten Sie am Kühler, den Kühlschläuchen und rings um deren Anschlüsse am Motor auf weiße Kalkränder. Die entstehen bei einem Kühlwasserverlust. Wurde der nicht sofort bemerkt und behoben, hat der Motor schlimmstenfalls dauerhafte Schäden davongetragen.
  2. Der Motor muss frei von übermäßigen Ölspuren sein. Das Getriebe muss sogar völlig trocken sein. Besonders Tropfen oder Rinnsale sind ein Ausschlusskriterium. Bei etwas älteren Fahrzeugen darf die Ölwanne (der unterste Teil des Motors) allerdings hauchdünn mit Öl benetzt sein.


Prüfen Sie auch den Ölstopfen. Hat sich hier eine weißliche bis hellbraune Schmiere gebildet, ist entweder Kondens- oder Kühlwasser ins Öl gelangt. Kondenswasser entsteht vor allem, wenn ein Auto vornehmlich auf kurzen Strecken gefahren wird.

Ist hingegen Kühlwasser der Auslöser, liegt womöglich eine defekte Zylinderkopfdichtung vor – in beiden Fällen ist ein Verzicht auf den Kauf wahrscheinlich die bessere Entscheidung.

Vorsicht, wenn der Motorraum gereinigt wurde
Vorsicht, wenn der Motorraum gereinigt wurde

Funktionstüchtig in allen Belangen

Um gebrauchte Fahrzeuge auf dem Markt attraktiver zu machen, werden sie häufig mit einer „Vollausstattung“ beworben. Das heißt allerdings nicht, dass diese auch wirklich vorhanden ist. Spätestens bei der Besichtigung fällt ein solcher Mangel allerdings auf.

Nämlich bei einem Blick in das Wageninnere: An den Stellen, wo bei einer Vollausstattung diverse Extras verbaut sind, haben niedrigere Ausstattungslinien lediglich Blenden. In jedem Fall sind fehlende Ausstattungselemente ein Grund, den Verkäufer darauf anzusprechen.

Bei Privatpersonen kann dahinter bloßes Ungeschick oder ein falsches Verständnis der Fachausdrücke stehen. Händler allerdings sollten wissen, was bei einem Modell Vollausstattung wirklich bedeutet.

Vorhandene Ausstattung sollten Sie übrigens gründlich prüfen. Betätigen Sie nacheinander alle vorhandenen Schalter. Die damit verbundenen Features sollten einwandfrei reagieren.

Achten Sie bei der Inspektion des Wageninneren auch darauf, ob es eventuell Hinweise auf Feuchtigkeit im Auto gibt. Muffiger Geruch oder Feuchtigkeit auf dem Armaturenbrett oder den Teppichen sind in ungünstigen Fällen ein Warnsignal: Entweder gibt es undichte Stellen und es gelangt etwa bei starken Regenfällen Wasser ins Innere oder der Heizungs-Wärmetauscher ist defekt. In beiden Fällen käme eine kostspielige Reparatur auf Sie zu.

Bei einer Probefahrt können Sie sich ein noch besseres Bild vom Zustand des Wagens machen.
Bei einer Probefahrt können Sie sich ein noch besseres Bild vom Zustand des Wagens machen.

Das Wichtigste bei der Probefahrt

Ein optisch einwandfreier Zustand ist leider keine Garantie, dass ein gebrauchter Wagen sich auch genauso fährt. Bei einer Probefahrt gewinnen Sie deshalb einen deutlich besseren Eindruck vom Gesamtzustand.

Dazu sollten Sie eine entsprechende Strecke wählen: Sie wollen das potenzielle neue Auto ja richtig testen, also auch das Verhalten in Kurven und beim Beschleunigen prüfen. Die „Teststrecke“ sollte Ihnen hierzu Gelegenheit geben.

Während der Fahrt können Sie so nämlich eine lange Liste von möglichen Auffälligkeiten abarbeiten:

  • Beim Start sollten alle Kontrollleuchten aufleuchten und nach wenigen Sekunden wieder ausgehen. Ist der Wagen übrigens schon warmgelaufen, steckt dahinter unter Umständen der Versuch, Motorprobleme bei einem Kaltstart zu kaschieren.
  • Ein Klackern beim Anlassen des Motors (selbst wenn es nach kurzer Zeit verschwinden sollte) deutet auf einen zu niedrigen Ölstand.
  • Wenn Sie im Stand Gas geben, sollte aus dem Auspuff bloß hauchdünner Dampf entweichen. Starke weiße Wolken oder blaue Wolken sind ein Warnsignal (Ausnahme: Motor und Außentemperaturen sind sehr niedrig, in solchen Fällen ist die starke Dampfbildung am Anfang normal).
  • Achten Sie darauf, ob die Kupplung schleift oder ob das Getriebe beim Schalten Schwierigkeiten macht.
  • Das Fahrzeug darf in keinem Drehzahlbereich ruckeln.
  • Vibrationen oder sonstige Geräusche sind kein gutes Zeichen, bei keiner Geschwindigkeit. Ob die Antriebsstränge noch in Ordnung sind, hören Sie übrigens am besten beim langsamen Vor- und Zurückfahren während des Einparkens.
  • Nicht zu vergessen: ein Test der Bremsen. Dabei sollten Sie auch bei höheren Geschwindigkeiten abbremsen, um die Funktionstüchtigkeit zu überprüfen. Gefährden Sie aber keineswegs den nachfolgenden Verkehr.

Sollte das Auto all diese Tests überstehen, ist das ein sehr gutes Zeichen. Zu Ihrer letzten Sicherheit können Sie nach einer Gebrauchtwagen-Untersuchung durch den ADAC oder eine andere Prüfstelle anfragen.

So können Sie leicht übersehbare Mängel gänzlich ausschließen – und Sie erkennen an der Reaktion des Verkäufers, ob nicht doch irgendwas nicht stimmt mit dem Fahrzeug.

Vergessen Sie beim Gebrauchtwagenkauf nicht: So sehr das Auge mitbestimmt, am Ende sind es Ihr Bauchgefühl und die inneren Werte des Autos, die überzeugen müssen.

Wenn das nicht der Fall ist und Sie trotz ausgiebiger Besichtigung und Probefahrt unsicher sind, sehen Sie besser von einem Kauf ab. Denn gute Gebrauchte finden Sie garantiert auch anderswo.

Thomas Mücke

Thomas Mücke

Jahrgang 1975

Diplom Verwaltungswirt FH - Polizei

message icon

Jetzt dem Autor eine Frage stellen

Referenzen

  • 10 Jahre Kriminalpolizei im Dezernat Wirtschaftskriminalität
  • über 13 Jahre Erfahrung in der Kredit-Beratung
  • kennt persönlich die Geschäftsführer von Check24 Kredit, Smava, Finanzcheck, Bon Kredit, Maxda und Creditolo

Lebenslauf

Während seines Studiums startete Thomas Mücke als Geschäftsführer eines Investmentclubs. Seit nunmehr 13 Jahren ist er in der onlinebasierten Kredit-Beratung tätig und hat tausenden von Lesern helfen können. Seit Gründung der TM Internetmarketing GmbH konnten sich über die kredit-zeit.de und weitere Kredit-Portale bereits über 5 Millionen Leser informieren. Über 100.000 Kunden konnte zudem zu einer Kreditanfrage verholfen werden.