Für die einen das Paradies, für die anderen undenkbar: Häufig prägen Klischees die Vorstellungen vom Landleben. Wie es wirklich ist, verraten wir Ihnen hier.
- Neues Zuhause gesucht: Mieten oder kaufen?
- Kosten und Aufwand: So erhalten Sie den Wert Ihrer Immobilie
- Was Ihr Vermieter tatsächlich darf
- Instandhaltung und Wartung am Haus: Was hält eigentlich wie lange?
- Neues, altes Haus: Diese Maßnahmen müssen sofort erledigt werden
- Schritt für Schritt: Heizungstausch
- Wohnqualität: deutsche Städte im Vergleich
Stadt und Land gelten als unvereinbare Gegensätze. Verkehr, Lärm und viel Beton auf der einen, ungestörtes Naturidyll auf der anderen Seite.
So sehen es zumindest diejenigen gerne, die es aufs Land zieht, die vom Großstadttrubel genervt sind, die für sich und ihre Familie mehr Ruhe wollen.
Ganz so einfach wie die klare Unterscheidung von Stadt = schlecht und Land = gut, ist es in der Realität aber eben nicht. Hier wie dort hat das Leben seine Vor- und seine Nachteile.
Wer deshalb mit zu romantischen Vorstellungen vom Landleben hinauszieht ins Grüne, wird unter Umständen einige Überraschungen erleben. Denn manchmal entpuppen sich die vermeintlichen Klischees als wahre Beobachtungen.
Die Neuen im Dorf
Für einen Umzug von der Stadt aufs Land gibt es viele Gründe: Manch einer kehrt auf diesem Wege zurück in seine alte Heimat, wieder andere suchen aktiv nach einer „Fluchtmöglichkeit“ aus der Stadt.
Gemeinsam haben diese beiden Gruppen meistens den Wunsch, für sich und die Familie einen ruhigen Ort zum Leben zu finden, wo der Wohnraum noch bezahlbar ist und die Möglichkeiten zur eigenen Entfaltung entsprechend größer sind.
Was die eine Gruppe der anderen jedoch voraus hat: Sie ist in der Heimat bereits bekannt, man kennt die Rückkehrer und deren Familien.
„Unbeschriebene Blätter“, die auf dem Dorf jedoch ganz neue Wurzeln schlagen wollen, stellen sich hingegen häufig die Frage, wie sie denn am neuen Wohnort wohl aufgenommen werden.
Das hängt natürlich in erster Linie davon ab, wie aufgeschlossen die ländliche Gemeinschaft gegenüber Neuankömmlingen ist und wie weit die Skepsis gegenüber „den Städtern“ geht.
Klischeedenken funktioniert schließlich in beiden Richtungen und allzu starker Zuzug auf dem Land sorgt nicht nur dafür, dass wieder junges Leben in die Gemeinde kommt, sondern er bedeutet eben auch vielfach Neubausiedlungen, steigende Grundstücks- und Immobilienpreise etc.
Ein probates Mittel gegen die beidseitigen Unsicherheiten: Gehen Sie die Anpassung an das Dorfleben aktiv an. Über Jahrzehnte gewachsene soziale Strukturen, wie sie in kleineren Kommunen vorgefunden werden können, müssen dabei kein Hindernis sein.
Betrachten Sie sie vielmehr als Chance. In Vereinen beispielsweise bedeuten diese Strukturen häufig, dass immer dieselben Leute Verantwortung übernehmen und wichtige Arbeit leisten.
Wer sich hier persönlich einbringt, wer Interesse an seinem neuen Wohnort und den Menschen, die darin leben zeigt, macht sich die Eingewöhnung um einiges leichter.
Fragen und Antworten mit den Einheimischen
Je kleiner der Ort, in den es Sie aus der Stadt zieht, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass dort jeder jeden kennt.
Städter, die sich an die urbane Anonymität gewöhnt haben und bestenfalls die allernächsten Nachbarn kennen, werde sich also umstellen müssen.
Denn das bedeutet umgekehrt auch, dass die Einheimischen beim Kennenlernen aktiv auf „die Neuen“ zugehen – bei möglicherweise jeder sich bietenden Gelegenheit.
Aufeinandertreffen mit den Ortsansässigen sind daher häufig Frage-und-Antwort-Runden, in denen es darum geht, möglichst viel über das jüngste Mitglied der Gemeinde herauszufinden.
Das kann anstrengend sein, da sich die Fragen ziemlich schnell wiederholen. Andererseits wird es dadurch deutlich leichter, überhaupt ins Gespräch zu kommen.
Dass dazu unter Umständen eine gehörige Portion Klatsch und Tratsch gehört, dass man selber vermutlich früher oder später ebenfalls Thema dabei ist und die Informationen über die eigene Person und die Familie in absehbarer Zeit die Runde machen – das lässt sich leider nicht verhindern.
Immerhin ist ein solches Interesse aber ein gutes Zeichen, es erleichtert das gegenseitige Kennenlernen und ebnet etwaige Barrieren ein.
Das Dorf lebt vom Mitmachen
Dasselbe gilt selbstverständlich auch für tatkräftigen Einsatz im Dorfleben. Denn das wird in großen Teilen vom Engagement seiner Bewohner getragen.
Das betrifft etwa die Vereine, die Sport und Musik innerhalb der Gemeinde fördern, die – wie die freiwillige Feuerwehr – für Sicherheit sorgen und die insgesamt die Menschen zusammenbringen und Identität schaffen.
Eine Mitgliedschaft in einem Verein ist für Zuzügler kein Muss. Andererseits ist es eine der einfachsten Möglichkeiten, um die eigene Bereitschaft zu zeigen, sich dem Dorf zu öffnen und seinen Anteil beizusteuern, damit das Leben dort so vielfältig und verbindend bleibt.
Noch einfacher geht es eigentlich nur noch dadurch, zu einem aktiven Mitglied der Nachbarschaft zu werden.
Was in der Stadt weitgehend unüblich ist, gehört hier zu den absoluten Grundlagen des Miteinanders: Es wird einander geholfen. Teilweise mit ungewollten Ratschlägen, üblicherweise aber mit richtiger Unterstützung.
Wer sich an diesem Geben und Nehmen beteiligt, wer Hilfe bietet – sei es durch seine Arbeitskraft, seine Verbindungen oder den Inhalt seines Werkzeugkoffers – ist schnell integriert – und kann im Gegenzug genauso auf unkomplizierte Hilfe hoffen, wenn es die Situation erfordert.
Die Gemeinschaft und das Zusammengehörigkeitsgefühl auf dem Land prägen den Alltag deutlich mehr als in der Stadt.
Ungewohnte Ruhe
Neben dem Zusammenleben erfordert vor allem der Ortswechsel an sich ein unter Umständen ganz erhebliches Maß an Umgewöhnung. Die Umstände des Landlebens sind – und das ist kein Klischee – vollkommen verschiedenen von denen des Stadtlebens.
Das bedeutet beispielsweise, dass die Ruhe auf dem Land ziemlich ungewohnte Dimensionen annehmen kann: Weniger Menschen, weniger Verkehr, das klingt nach angenehmer Stille, kann aber für das stadtgewohnte Ohr irritierend wirken.
Insgesamt ist die Geräuschkulisse hier eine andere, vertraut gewordene Klänge dürften fast gänzlich fehlen.
Dafür kommen jedoch neue hinzu, die wiederum gerne zu Unzeiten für nicht unerhebliche Lautstärkepegel sorgen können: Das regelmäßige Läuten der Kirchenglocken ist dabei noch vergleichsweise harmlos, schwieriger wird es während der Rasenmäher-Saison – das ist übrigens ebenfalls kein Klischee.
Insgesamt betrachtet lebt es sich auf dem Dorf aber üblicherweise deutlich ruhiger als in der Stadt. Darüber können auch Rasenmäher, Traktoren und dergleichen „typische“ Geräuschverursacher nicht hinwegtäuschen.
Nichts los auf dem Dorf?
Mehr Ruhe gibt es außerdem in anderer Hinsicht: Das Angebot an Unterhaltung und Zerstreuung ist hier – selbstverständlich in Abhängigkeit von der Größe der Ortschaft – stark eingeschränkt.
Bars und Restaurants, Kinos und Theater und sonstige Einrichtungen, die nach der Arbeit für etwas Abwechslung im (Dorf-)Alltag sorgen, sind eher selten zu finden.
Für Eltern, die auf dem Land in erster Linie eine Möglichkeit suchen, ihren Kindern ein weniger hektisches Umfeld zum Aufwachsen zu bieten und die womöglich deshalb weitaus weniger Wert auf das Unterhaltungsangebot legen, ist das wahrscheinlich weniger problematisch – bis die Kinder heranwachsen und nicht mehr zufrieden sind mit dem, was ihre Heimat zu bieten hat.
Die alljährlich wiederkehrenden Feste, die auf dem Dorf dafür umso beherzter gefeiert werden, sind nicht zwingend jedermanns Sache. Das ist häufig nicht einmal eine Frage des Alters.
Letztlich ist es stattdessen eine Frage der persönlichen Einstellung, wie Sie mit einem beschränkteren Freizeitangebot umgehen. In unmittelbarer Umgebung gibt es vieles von dem, was das Stadtleben so interessant macht, jedenfalls häufig nicht.
Mehr Planung, weniger Spontaneität – oder doch nicht?
Das gilt vielerorts auch für ganz alltägliche Dinge: Supermarkt, Bäcker, Apotheke, Friseur, Bankfiliale, Imbissbude – was für Städter häufig „um die Ecke“ zu finden ist, bedeutet für die Menschen auf dem Land meist einen größeren Aufwand. Auch der Besuch bei Freunden ist davon nicht ausgenommen.
Das Problem: Nicht nur, dass die Versorgung generell eher nicht in der unmittelbaren Nähe zu finden ist und dass spontane Einkäufe oder Erledigungen somit kaum möglich sind.
Es fehlt an vielen Stellen auch die Verkehrsinfrastruktur, um seine Einkäufe ohne Auto überhaupt zu bewerkstelligen. Wer nicht zu weit aufs Land rauszieht und sein ländliches Glück in vergleichbarer Nähe einer Großstadtregion findet, hat in dieser Hinsicht wahrscheinlich Glück.
Selbst bei Mittelstädten können schon Schwierigkeiten auftreten, wenn es um den Weg zur Arbeit oder alltägliche Besorgungen geht. Ein Auto ist hier gewissermaßen Pflicht, da die Wege sehr schnell sehr lang werden können.
Das Abendessen spontan ausfallen zu lassen, um stattdessen schnell bei einem Imbiss etwas zu kaufen oder noch schnell die letzte fehlende Zutat für das Mittagessen am nächsten Tag besorgen? Je nach Region gar keine so leichte Angelegenheit.
In dieser Hinsicht erfordert das Landleben daher mehr Planung, um nicht zu viel Zeit unterwegs verbringen zu müssen. Termine, Einkäufe etc. lassen sich einfacher bewältigen, wenn sie mit genügend Voraussicht geplant sind.
Ansonsten hilft, gerade in der Küche, ein gewisses Improvisationstalent. In vielen Fällen erweisen sich auch Paketlieferdienste als sinnvolle und einfache Alternative.
Das Leben der längeren Wege
Beim Pendeln zum Arbeitsplatz hingegen bestehen die Alternativen für Dorfbewohner meist nur in der Wahl des Verkehrsmittels – und selbst hier gibt es in vielen Regionen so große Einschränkungen, dass am Ende nur das Auto als Fortbewegungsmittel bleibt.
Doch selbst damit bleibt das Pendeln auf Dauer eine anstrengende Angelegenheit. Das hat nicht einmal mit den reinen Fahrtdistanzen zu tun, sondern genauso mit den Umständen auf dem Land: Viele Dörfer befinden sich fernab von Bundesstraßen oder gar Autobahnen.
Schon vergleichsweise kurze Strecken fühlen sich damit anstrengender an und dauern meist auch länger, als eine weitere Fahrt auf einer gut ausgebauten Schnellstraße.
Zu der körperlichen und nervlichen Belastung durch die Fahrerei, kommt erschwerend der Verlust an (Lebens-)Zeit dazu.
Was morgens eher nervig ist, weil es den frühzeitigen Aufbruch von zu Hause und entsprechende Zeiten zum Aufstehen verlangt, ist gerade abends eine echte Geduldsprobe: Wer dann das Autofahren nicht für sich selbst nutzen kann, um den Arbeitstag schon etwas zu verarbeiten, wird die Zeit im Auto als schwer erträglich empfinden.
Besonders dann, wenn die Familie zu Hause schon sehnsüchtig wartet.
Stadt oder Land?
Wer auf dem Land ausschließlich nach Ruhe und einem entspannten Leben sucht, wird sehr schnell umdenken müssen. Denn die Idylle, die sich jenseits der Großstädte tatsächlich noch finden lässt, ist an Bedingungen geknüpft.
Diese betreffen das Zusammenleben mit den Einheimischen genauso wie die notwendige Anpassung an eingeschränktere Möglichkeiten in bestimmten Bereichen des Alltags.
Selbstverständlich spielt auch immer die Region eine Rolle, in die es einen zieht. In relativer Nähe zu einer Großstadtregion ist die Infrastruktur sicher besser als in Gegenden, die kein städtisches Zentrum im näheren oder weiteren Umfeld vorweisen können.
Schlussendlich ist die Entscheidung für Stadt oder Land eine persönliche Angelegenheit.
Beide haben ihr ganz eigenen Vor- und Nachteile und am Ende kommt es in erster Linie darauf an, welcher Lebensstil besser zu den eigenen Vorstellungen passt. Typische Klischees, ganz egal, ob sie einen wahren Kern haben, sollten dabei aber keinen zu großen Einfluss ausüben.
- Neues Zuhause gesucht: Mieten oder kaufen?
- Kosten und Aufwand: So erhalten Sie den Wert Ihrer Immobilie
- Was Ihr Vermieter tatsächlich darf
- Instandhaltung und Wartung am Haus: Was hält eigentlich wie lange?
- Neues, altes Haus: Diese Maßnahmen müssen sofort erledigt werden
- Schritt für Schritt: Heizungstausch
- Wohnqualität: deutsche Städte im Vergleich