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Alternative Wohnformen: Von der Generationen-WG zum Haus im Kleinformat

Knapper werdender Raum, ökologischer Druck und demografischer Wandel befördern immer wieder kreative Lösungen für das Problem „Wohnen“ zu Tage. „Tiny Houses“ sind da nur ein Ansatz, der in Zukunft die Art und Weise verändern könnte, wie wir wohnen werden.

Der immer knapper und teurer werdende Wohnraum stellt in Deutschland zunehmend ein Problem dar. Zudem führen gesellschaftliche Veränderungen dazu, dass die Zahl der Single-Haushalte steigt.

Dabei wollen längst nicht alle Menschen alleine leben, andere können es nicht – weil selbst kleine Wohnungen in Städten häufig nicht mehr bezahlbar sind.

Diese Entwicklungen wirken sich erheblich auf die Art und Weise aus, wie Menschen in Deutschland wohnen. Alternative Wohnformen gewinnen mehr und mehr an Beliebtheit, weil sie angesichts der vielen Veränderungen einige Vorteile mit sich bringen: Sie bieten zum Beispiel Kosteneinsparungen oder Gesellschaft – je nachdem, wonach gesucht wird.

Es lohnt sich daher ein Blick auf die Frage, welche alternativen Wohnformen Ihnen heutzutage zur Verfügung stehen.

Hintergründe zur Entwicklung alternativer Wohnformen

Lange Zeit war es üblich, mit der eigenen Familie zusammenzuwohnen. Dabei handelte es sich um Großfamilien, sprich mehrere Generationen lebten unter einem Dach. Die Vorteile liegen auf der Hand:

  • Kosten und anfallende Arbeiten können auf alle Familienmitglieder aufgeteilt werden.
  • Die Jüngeren und Gesünderen versorgen und pflegen die Alten und Kranken.
  • Die Großeltern können bei der Kinderbetreuung einspringen, wenn die Eltern arbeiten.

Man unterstützt sich also gegenseitig und zudem war niemand einsam. Mittlerweile geht der Trend aber weg von der klassischen Wohnform als Großfamilie, selbst Kernfamilien sind vielerorts kaum vertreten. Das hat verschiedene Gründe:

  • Der demografische Wandel führt dazu, dass auf immer mehr ältere Menschen immer weniger junge kommen. Diese können die Aufgabe, ältere Familienangehörige zu versorgen und zu pflegen daher zeitlich sowie finanziell oft nicht stemmen.
  • Zahlreiche Menschen sind heutzutage alleinstehend – freiwillig oder unfreiwillig. Häufig steht der Drang nach Unabhängigkeit und Selbstbestimmung dahinter. Da passt es kaum, für immer bei den Eltern zu wohnen.
  • Berufliche Mobilität gehört heute zu den Gegebenheiten des Arbeitsmarktes dazu – in vielen Fällen schon im Rahmen von Ausbildung oder Studium. Auch für attraktive Jobs führt der Weg meist aus der Heimat in andere Regionen.

Es sind demnach vor allem gesellschaftliche Veränderungen, welche dazu führen, dass das klassische Modell der Großfamilie an Bedeutung verliert. Bislang lautete die Lösung für viele Personen, alleine zu leben.

Auf Dauer wünschen sich die meisten Menschen jedoch etwas anderes – weshalb alternative Wohnformen immer beliebter werden.

Attraktive Großstadtlagen sind inzwischen kaum noch zu bezahlen.
Attraktive Großstadtlagen sind inzwischen kaum noch zu bezahlen.

Die greifen aber nicht nur gesellschaftliche Entwicklungen auf. Der Klimawandel erhöht den Druck, ökologisch verträglichere Wohnformen zu finden.

Dazu kommt der finanzielle Aspekt: Wohnen ist teuer, dabei spielt es erst einmal keine große Rolle, ob die eigenen vier Wände gemietet, gekauft oder selbst gebaut sind. Für viele Personen sind die Kosten nicht tragbar, preislich günstigere Regionen sind andererseits wegen der häufig schlechteren Infrastruktur keine echte Alternative.

Die finden sich deshalb eher in neuen Konzepten des Wohnens, die sowohl in der Stadt als auch auf dem Land funktionieren können – und dabei verschiedenste individuelle Bedürfnisse erfüllen.

Die Generationen-WG

Dabei werden zum Teil auch die klassischen Wohnideen wiederbelebt, allerdings in abgewandelter Form. Die Generationen-WG orientiert sich an dem klassischen Modell der Großfamilie, die mit mehreren Generationen unter einem Dach lebt.

Patchwork-Familie mal anders

Der einzige Unterschied liegt darin, dass es sich nicht um Personen aus derselben Familie handelt. Ähnlich einer üblichen Wohngemeinschaft, mieten oder kaufen mehrere Personen gemeinsam eine Wohnung beziehungsweise ein Haus.

Jeder hat dort einen Privatbereich wie einen eigenen Raum, wohingegen die Gemeinschaftsräume zusammen genutzt werden.

Im Gegensatz zu Studierenden- oder Berufstätigen-WGs, wohnen in einer Generationen-WG aber Personen jeden Alters, sprich von ganz jung bis ganz alt. Dadurch kommen dieselben Vorteile zum Tragen wie einst beim Zusammenleben mit der Großfamilie.

Förderung von Mehrgenerationenhaus
Förderung von Mehrgenerationenhaus

Vorteile für Jung und Alt

Vor allem Senioren, deren Partner verstorben sind, aber auch Alleinerziehende, alleinstehende Berufstätige oder Studierende lassen sich oft für die Generationen-WG begeistern.

Dort fühlen sie sich weniger einsam und profitieren von der Unterstützung im Alltag. Zum Beispiel können die älteren Mitbewohner, die bereits in Rente sind, zeitweise auf das Kind aufpassen. Dafür übernimmt die alleinerziehende Mutter auf dem Heimweg von der Arbeit das Einkaufen.

So oder so ähnlich kann eine sinnvolle Arbeitsteilung in einer solchen WG aussehen, von der jeder profitiert. Im Vordergrund steht für die Mitbewohner deshalb meist der soziale Aspekt.

Allerdings bedeutet dieses Zusammenleben auch eine gewisse Einschränkung. Es müssen Kompromisse eingegangen werden. Es gilt, aufeinander Rücksicht zu nehmen. Es kann zu Konflikten kommen. Manchmal bedeutet die zusätzliche Betreuung älterer Mitbewohner für die jüngeren auch eine zusätzliche Belastung im Alltag.

Die Parallelen zwischen der Generationen-WG und dem Zusammenleben in der Familie sind damit nicht von der Hand zu weisen – und wie beim Familienleben gilt es, die richtige Balance zwischen Miteinander und persönlicher Freiheit zu finden.

Das Tiny House

Mehr Freiraum und Privatsphäre bietet ein Tiny House, denn darin leben Sie alleine. „Mehr Freiraum“ darf dabei aber nicht zu wörtlich verstanden werden: Ziel ist nämlich, möglichst wenig Platz zu benötigen, ohne dabei auf einen vollausgestatteten Wohnraum verzichten zu müssen.

Minimaler Platzverbrauch, maximaler Komfort

Tiny Houses stellen somit, wie der Name schon sagt, winzige Häuser dar, die dennoch eine komfortable Schlafmöglichkeit, eine Küche mit Kochgelegenheit, ein vollausgestattetes Bad, eine Arbeitsecke sowie einen Aufenthaltsraum bieten. In der Regel sind all diese Dinge in nur einem Raum zu finden und durch intelligente Lösungen platzsparend angebracht.

So kann beispielsweise der Schreibtisch bei Nichtgebrauch hochgeklappt oder in einem Schubfach verstaut und das Sofa zum Bett umfunktioniert werden – nur zwei Beispiele für die vielen Möglichkeiten, mit denen Tiny Houses auf engstem Raum maximalen Komfort bieten können.

Im Deutschen werden Tiny Houses als Modul- oder Minihäuser bezeichnet. Ihr größter Vorteil liegt in den geringen Kosten. Sie können fertig bestellt und am Stück geliefert werden, ähnlich einem Fertighaus. Je nach Ausstattung und Größe liegen die Ausgaben oft nur im vierstelligen Bereich.

Das Baurecht beim Tiny House
Das Baurecht beim Tiny House

Möglich ist aber auch, sich das eigene Tiny House zu bauen – Voraussetzung ist allerdings ein Grundstück, wo das fertige Minihaus aufgestellt werden kann. So teuer wie ein klassisches Eigenheim wird ein solches Projekt in jedem Fall nicht.

Das gilt auch für die Mietpreise, sollten Kauf oder Bau nicht in Frage kommen. Gerade in Städten sind die Miniaturbehausungen deshalb eine echte Alternative zu kostspieligen Stadtwohnungen.

Aber auch andere Aspekte wie die Nähe zur Natur, die Möglichkeit eines eigenen Gartens, die Abwesenheit von Nachbarn oder die Umweltfreundlichkeit sind für viele Menschen überzeugende Argumente.

Ökologischer Wohnen im Tiny House

Es sind aber nicht nur rein pragmatische Gesichtspunkte, die Tiny Houses so interessant machen. Denn das Konzept stellt außerdem eine ökologische Wohnform dar: denn je kleiner das Haus, desto geringer ist sein Flächen- und Energiebedarf.

In vielen Fällen ist sogar eine Selbstversorgung über eine Solaranlage oder die Nutzung anderer moderner Technologien aus dem Bereich der Ökologie möglich. Zusammen mit Aussicht, das eigene Tiny House in gebührender Entfernung zu eventuellen Nachbarn aufstellen und sich ins Grüne zurückziehen zu können, kommt als Bonus noch dazu.

Tiny House auf Rädern
Tiny House auf Rädern

Zuletzt bieten die Tiny Houses den Vorteil der Mobilität sowie Flexibilität. Mobile Varianten können bei einem Umzug problemlos von Ort zu Ort transportiert werden. Manche Systeme bieten auch die Möglichkeit einer flexiblen Erweiterung, zum Beispiel in Form eines zweiten Tiny House.

Interessante Alternative – aber nicht für alle

Ob das Konzept dadurch aber wirklich „familientauglich“ wird und sich etwa bei erwartetem Familienzuwachs bewährt, muss jeder im Einzelfall entscheiden.

Denn ohne Einschränkungen funktioniert ein Tiny House eben nicht. Fraglich auch, ob diese Wohnform für ältere Menschen geeignet ist. Die enge des Wohnraums lässt Maßnahmen für altersgerechtes, barrierefreies Wohnen kaum zu.

Für jeden sind die kleinen Häuser daher nicht geeignet. Aus ökologischen und wirtschaftlichen Gründen bleibt die Idee dennoch ein interessanter Lösungsansatz, der sich in verschiedenen Umgebungen realisieren lässt.

Das Ökodorf

Ein vergleichsweise neues Wohnkonzept ist das Ökodorf. Angesichts des Klimawandels gewinnt es aber in rasantem Tempo an Beliebtheit. Den Mittelpunkt solcher Ökodörfer bildet eine Siedlung, die nach sozialen sowie ökologischen Gesichtspunkten optimiert wurde.

Jeder Bewohner beziehungsweise jede Familie bewohnt demnach eine eigene Wohnung oder ein eigenes Haus. Dennoch steht die Gemeinschaft im Vordergrund. Leitwerte sind in der Regel

  • Verantwortung übernehmen – für sich selbst, die Mitmenschen und die Natur –,
  • soziale Gerechtigkeit,
  • individuelle (Weiter-) Entwicklung,
  • Gewaltfreiheit gegenüber Mensch und Natur sowie
  • Lebensfreude.

Diese Leitlinien können sich je nach Ökodorf unterscheiden. Doch eines haben sie alle gemeinsam: Die Bewohner verfolgen das Ziel, einen hohen Grad der Selbstversorgung zu erreichen.

Mehr als ländliche Idylle: Beim Konzept „Ökodorf“ geht es um klare ökologische und soziale Wertvorstellungen.
Mehr als ländliche Idylle: Beim Konzept „Ökodorf“ geht es um klare ökologische und soziale Wertvorstellungen.

Sie möchten ein Leben im Einklang mit der Natur führen, weshalb die Ökologie in alle Lebensbereiche integriert wird. Es handelt sich somit um eine besondere Form der Gemeinschaft, die auch als „Kommune“ bezeichnet wird und nicht für jedermann geeignet ist.

Denn hier kommt es auf das Engagement jedes einzelnen an: Die Wohnform ist daher nur für jene, die sich wirklich in die Gemeinschaft einbringen wollen.

Bildung für Wohnen

„Bildung für Wohnen“ heißt ein ebenfalls relativ neues Konzept. Ziel ist, dass Menschen zusammen wohnen und sich mit dem Fokus auf die Bildung gegenseitig unterstützen. Der Wohnraum wird dabei günstig oder sogar kostenfrei zur Verfügung gestellt.

Dafür übernehmen die Bewohner, wie zum Beispiel Studierende, eine „Patenschaft“ für Kinder aus sozialen Brennpunkten. Sie sind für die Hausaufgabenbetreuung zuständig, aber auch für Nachhilfeunterricht oder weitere Bildungs- sowie Freizeitangebote.

Tausche Bildung für Wohnen
Tausche Bildung für Wohnen

Damit übernehmen sie wichtige Aufgaben, zu denen die Eltern der Kinder nicht in der Lage sind – sei es zeitlich, sprachlich oder aus anderen Gründen. Ziel ist, dass die Kinder eine bessere Bildung erhalten und somit neue Zukunftsperspektiven erlangen. Noch ist dieses Wohnkonzept nur wenig verbreitet, doch in immer mehr deutschen Städten werden Pilotprojekte ins Leben gerufen.

Sie können als Teil der Stadtteilentwicklung verstanden werden und langfristig für die Bedingungen im jeweiligen Stadtteil verbessern. Gleichzeitig sorgt dieser Ansatz für eine bessere soziale Durchmischung in den Vierteln – und für eine gesellschaftliche und soziale Öffnung.

Auch die „Bildung für Wohnen“ könnte daher in Zukunft zu einer der wichtigsten alternativen Wohnformen heranwachsen, da einerseits das Wohnraumproblem und andererseits soziale Fragen angegangen werden.

Neue Konzepte braucht das Wohnen

Die vier genannten Beispiele geben einen Überblick darüber, welche Vorteile alternative Wohnformen mit sich bringen können – sozial, finanziell, ökologisch oder in anderer Hinsicht. Sie sind gleichzeitig aber nur ein Ausschnitt dessen, was im Bereich neuer Wohnkonzepte alles möglich ist.

Mehrgenerationenhäuser, Senioren-WGs, Demenz-WGs, Co-Living, Serviced Apartments, Business-WGs, Atelierhäuser oder das digitale Nomadentum – verschiedene Zielgruppen können mit individuellen Konzepten und Wohnformen besser abgeholt und versorgt werden.

In Zukunft wird es daher womöglich weniger um das Wohnen an sich gehen, sondern um die gesellschaftliche Bedeutung, die es in seinen verschiedenen Formen haben kann.

Thomas Mücke

Thomas Mücke

Jahrgang 1975

Diplom Verwaltungswirt FH - Polizei

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Referenzen

  • 10 Jahre Kriminalpolizei im Dezernat Wirtschaftskriminalität
  • über 13 Jahre Erfahrung in der Kredit-Beratung
  • kennt persönlich die Geschäftsführer von Check24 Kredit, Smava, Finanzcheck, Bon Kredit, Maxda und Creditolo

Lebenslauf

Während seines Studiums startete Thomas Mücke als Geschäftsführer eines Investmentclubs. Seit nunmehr 13 Jahren ist er in der onlinebasierten Kredit-Beratung tätig und hat tausenden von Lesern helfen können. Seit Gründung der TM Internetmarketing GmbH konnten sich über die kredit-zeit.de und weitere Kredit-Portale bereits über 5 Millionen Leser informieren. Über 100.000 Kunden konnte zudem zu einer Kreditanfrage verholfen werden.